Maschinenlernen in Magdeburg

23.08.2019 -  

Maschinelles Lernen wird immer wichtiger. Als Pionier auf diesem Forschungsgebiet gilt ein Professor aus Magdeburg: Rudolf Kruse.

Magdeburg (vs) l Geht es zum Beispiel um die Sicherheit beim autonomen Fahren, ist künstliche Intelligenz (KI) unabdingbar. Und das bedeutet: Maschinelles Lernen wird in Zukunft immer wichtiger. Was das bedeutet: Wissenschaftler versuchen zum Beispiel die Strukturen des menschlichen Gehirns, und damit die Übertragung von Nachrichten zwischen Neuronen, zu imitieren.

Sehr hilfreich in der KI sind auch sogenannte Fuzzy-Methoden. Als einer der Pioniere auf diesem Forschungsgebiet gilt ein Professor aus Magdeburg: Rudolf Kruse. Seit 23 Jahren arbeitet der Informatiker an der Otto-von-Guericke-Universität. Von Beginn an sind die Fuzzy-Systeme sein Forschungsschwerpunkt.

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Prof. Dr. habil. Rudolf Kruse, Ergebnisse seiner Forschung wurden unter anderem von Volkswagen genutzt. Foto: Pro M

 

Unscharfe Begriffe mathematisch verarbeitet

Was verbirgt sich dahinter? Ein Mensch kann Entscheidungen fällen, auch wenn er nur unvollständige oder sogar widersprüchliche Informationen hat. Ein Computer kann das erstmal nicht. Jedoch mit Hilfe der Fuzzy-Logik werden solche unscharfen Begriffe mit mathematischem Inhalt gefüllt und so dem Computer zugänglich gemacht. Rudolf Kruse vergleicht das Ganze mit unscharfen Aussagen in Kochrezepten, wie die Angabe „eine Prise Salz“.

„Das zu mathematisieren, eine Theorie zu entwickeln, die solche Aussagen übersetzt“, ist Kruses Anliegen. Seine Entwicklungen in diesem Bereich sind bahnbrechend. Dafür wurde er 2018 mit dem renommierten Fuzzy Systems Pioneer Award ausgezeichnet. Der Award gehört zu den höchsten Auszeichnungen des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), dem weltweit größten Berufsverband für Ingenieure aus den Bereichen Elektro- und Informationstechnik.

Autor von 25 Fachbüchern

Seit Oktober 2017 ist Rudolf Kruse emeritierter Professor, 21 Jahre lang hatte er eine Professur für Praktische Informatik an der Magdeburger Uni inne. Er kann auf zahlreiche Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften verweisen, ist Autor von 25 Fachbüchern.

An der Technischen Universität Braunschweig hatte Kruse Mathematik, Informatik und Physik studiert und dort promoviert. Seine erste Professur nahm er an der Braunschweiger Universität an. Zehn Jahre später, 1996, wechselte der Wissenschaftler als Professor nach Magdeburg. Und ist heute noch hier aktiv.

Volkswagen nutzt Ergebnisse der Forscher

„Diese Entscheidung habe ich nie bereut“, sagt Rudolf Kruse. In der Landeshauptstadt wurde die Fakultät ganz neu aufgebaut. „Ich konnte Teil dieses Prozesses sein.“

Die Kollegen seien überzeugend und mutig gewesen. „Ich habe das Gefühl, hier ziehen alle an einem Strang und so sind auch mal ungewöhnliche Entscheidungen möglich.“ Damit meint der Informatiker zum Beispiel das Angebot neuer Studiengänge wie „Data and Knowledge Engineering“. Woanders sei es viel schwieriger alte Strukturen aufzubrechen.

Getriebe reagiert auf Fahrer

Dass mit Methoden künstlicher Intelligenz Neues und Ungewöhnliches möglich ist, führt offenbar auch zu einzigartigen Innovationen. Zum Beispiel wurde für das Automatikgetriebe des VW Beetle eine Fuzzy-Methodik aus Kruses Arbeitsgruppe genutzt. Was dieses System kann: Die Sportlichkeit des Fahrers wird beim Schalten berücksichtigt. Anhand der Daten findet das System heraus, um was für einen Fahrertyp es sich handelt und kann sich bei der Schaltung darauf einstellen.

Auch in Sachen Planung nutzt VW Ideen aus Magdeburg. Weltweit werden VW-Fahrzeuge mit sogenannten Bayes’schen Netzen geplant, die auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhen. „Wenn ich ein Auto bestelle, kann ich unter Hunderten verschiedenen Sonderausstattungsmerkmalen auswählen. Die Fertigung muss sorgfältig geplant werden“, sagt Rudolf Kruse. Viele Methoden für genau diese Planung wurden an der Otto-von-Guericke-Universität entwickelt.

Firmengründungen aus der Universität

Mit Hilfe der Studenten werden an der Informatikfakultät regelmäßig neue Ideen realisiert. Im Rahmen von Master- und Doktorarbeiten werden Software-Programme entwickelt und online präsentiert. Rudolf Kruse: „Unternehmen können sich direkt die Tools anschauen und testen.“ Mehrere Unternehmen seien in diesem Zuge bereits auf die Wissenschaftler zugekommen. Auch eigene Firmen wurden aus der Fakultät heraus gegründet. Kruse ist stolz auf die Entwicklung der Fakultät. „In der Lehre belegen wir im Vergleich zu anderen Unis immer Spitzenplätze.“

„Made in Magdeburg“ ist eine Gemeinschaftsserie von Volksstimme und dem Stadtmarketingverein Pro M. Mehr dazu auch online auf einer eigenen Internetseite.

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