Eure zukünftigen Professoren und ein Blick auf Privatdozenten: PD Dr. Gabriel Mistelbauer
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie sich Ihre zukünftigen Professoren qualifizieren mussten, um Sie zu unterrichten? Im Folgenden erläutern wir den Weg, der zumindest an Forschungsuniversitäten in Deutschland wie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg beschritten wird. Sie alle sind hochqualifizierte Lehrer und Forscher, die zwei Jahrzehnte Ausbildung hinter sich haben, um dorthin zu gelangen, wo sie jetzt sind.
1. Grundständiges Studium zum Bachelor
Der erste Schritt nach dem Schulbesuch ist natürlich ein Studium. Die meisten Akademiker, die später Professoren werden, gehen an Universitäten und nicht an Fachhochschulen, denn die für den Professorenberuf erforderlichen Fähigkeiten werden an Universitäten vermittelt, nicht an Fachhochschulen.
2. Aufbaustudium zum Master
Angehende Professoren machen in der Regel zunächst einen MSc oder einen MA, manchmal an der gleichen Universität wie ihr Bachelor, manche wechseln für den MSc an eine andere Universität.
3. Doktoratsstudium
Der nächste Schritt ist eine intensive Forschungsausbildung, die im Rahmen eines Promotionsprogramms durchgeführt wird. Der Kandidat hat einen oder mehrere „Supervisoren“ (manchmal auch „Advisor“ genannt) als Mentoren, die regelmäßige Einzelgespräche mit ihren Doktoranden führen. Als Ergebnis werden in der Regel mehrere Arbeiten verfasst und veröffentlicht, oft zusammen mit dem betreuenden Professor. Sie werden in der so genannten Dissertation zusammengefasst. Dies dauert im Allgemeinen etwa 5 Jahre nach Abschluss des MSc.
4. Postdoc-Stipendiaten
Die meisten künftigen Professoren verbringen eine gewisse Zeit (in der Regel zwischen einem und drei Jahren) als „Postdoctoral Fellow“ (kurz ‚Postdoc‘), oft an einer anderen Universität als der, an der der Doktortitel verliehen wurde. Postdocs unterrichten in der Regel nur sehr wenig oder gar nicht und sind frei, eigene Forschungsprojekte durchzuführen. Am Ende der Postdoc-Phase haben die meisten Akademiker zumindest einige Zeit im Ausland verbracht.
5. Personal Wissenschaftler
Die Amortisationszeit beginnt: In diesen typischerweise 6 Jahren, oft länger, selten kürzer, beginnt der zukünftige Professor in der Regel mit der eigenständigen Lehre auf BSc- oder MSc-Ebene. Sie führen auch ihre eigenen Forschungsprojekte durch, wobei sie in der Regel einen eigenen Schwerpunkt setzen und die Ergebnisse in einer kohärenten Weise zusammenfassen. Sie veröffentlichen ihre Forschungsergebnisse, manchmal zusammen mit ihren eigenen Studenten. In vielen Bereichen gipfelt die Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer weiteren Dissertation, der sogenannten „Habilitationsschrift“. Neben der für die Dissertation erforderlichen Forschung müssen sie auch ihre Fähigkeit zur Lehre auf Universitätsebene unter Beweis stellen - in der Regel, indem sie einen guten Leistungsnachweis in der Lehre erbringen und dies durch eine Probevorlesung demonstrieren. Für die Forschung kann die Fakultät die Habilitationsurkunde ausstellen. Für die Lehrbefähigung, die sogenannte venia legendi, wird die Berechtigung zur selbständigen Lehrtätigkeit auf Universitätsebene in ihrem Fachgebiet erteilt. Mit der Habilitation und der venia legendi dürfen sie den Titel „Privatdozent“ (abgekürzt „PD“) führen.
6. Privatdozent
Jetzt haben zukünftige Professoren die formale Qualifikation, sich auf Professuren zu bewerben. Die Zeit als „Privatdozent“ beträgt in der Regel nur wenige Jahre. In der Regel haben sie weiterhin befristete Stellen (d. h. einjährige Stellen, manchmal 3 oder sogar 5 Jahre). Einige haben eine feste Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiter an ihrer Universität, und einige werden nicht auf eine eigene Professur berufen. „Privatdozenten“ (abgekürzt ‚PD‘ vor dem ‚Dr.‘) haben in der Regel eine Mischung aus Lehr- und Forschungsaufgaben. Formal hat ein „Privatdozent“ die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Professor, z. B. die Betreuung von Doktorarbeiten, aber weder den Titel noch die Position.
7. Professur
Während die meisten angehenden Professoren mindestens einmal im Laufe ihres Lebens die Universität wechseln, schreibt das deutsche Gesetz vor, dass Universitäten, die Professoren einstellen, keine eigenen Habilitanden, geschweige denn eigene wissenschaftliche Mitarbeiter einstellen dürfen. Der Übergang vom Privatdozenten zum Professor zwingt die Wissenschaftler daher, die Universität zu wechseln, um „akademische Inzucht“ zu vermeiden. Professorenstellen werden immer ausgeschrieben, und mit Hilfe von Berufungskommissionen, die ein strenges Auswahlverfahren durchführen, werden die „besten“ Kandidaten auf die Stellen „berufen“. Eine Professur ist in der Regel eine unbefristete Stelle, die mit Mitteln für wissenschaftliche Mitarbeiter, administrative Unterstützung und Ausrüstung ausgestattet ist.
Professoren tragen auch Verantwortung für das akademische Wohlergehen einer Fakultät und der Universität, indem sie sich für den Aufbau von Institutionen einsetzen. Professoren werden manchmal aufgefordert, neue Studienordnungen, neue Studiengänge (wie die BiBa), Kooperationsprojekte mit anderen oder neue Forschungsinstitute zu entwickeln. Sie bleiben oft zwei oder mehr Jahrzehnte in ihrem Amt, bis sie mit etwa 67 Jahren in den Ruhestand gehen. Nur selten wechseln Professoren von einer Universität zur anderen.
Natürlich hat nicht jeder Professor in Deutschland genau diese Schritte durchlaufen. Eine langsam wachsende Zahl von jungen Wissenschaftlern erhält zum Beispiel begehrte Stellen als „Juniorprofessuren“ anstelle von „Staff Scientist“-Stellen; nach 3 und 6 Jahren werden sie evaluiert, und wenn sie bestehen, überspringen sie die Habilitation und damit auch die Stufe des „Privatdozenten“, um direkt auf eine Professur aufzusteigen. Um Ihnen eine Vorstellung von dem „Trichter“ zu geben, den Ihre zukünftigen Professoren durchlaufen haben werden, zeigt die folgende Tabelle die Anzahl der Absolventen der einzelnen Stufen an der Universität Magdeburg im Jahr 2022. Das Durchschnittsalter für eine Professur liegt in Deutschland bei etwa 42 Jahren, nachdem man sich etwa 20 Jahre, oft sogar länger, auf diese Position vorbereitet hat.
Erteilte Abschlüsse an der OVGU im Jahr 2022 |
|
Bachelor |
1,339 |
Master |
792 |
Promotionen |
236 |
Habilitationen |
14 |
Zahlen für das deutsche Hochschulbildungssystem im Jahr 2022 |
|
Schulabschlüsse |
385,000 |
Bachelor |
246,802 |
Master |
145,877 |
Promotionen |
27,692 |
Habilitationen |
1,535 |
(Quellen: Controlling Abteilung der OVGU und https://de.statista.com/)
Sie können stolz auf Ihre Professoren an der OVGU sein, auf jeden einzelnen von ihnen!
Ein Blick auf Privatdozenten: PD Dr. Gabriel Mistelbauer
Die Karriere von PD Dr. Mistelbauer ist eine Bilderbuchversion des Schemas, das im vorherigen Artikel erläutert wurde. Derzeit ist er Senior Research Engineer an der Stanford University School of Medicine, Stanford, CA, USA. Die Jahre 2016 bis 2022 verbrachte er an der Universität Magdeburg im Forschungsteam von Professor Bernhard Preim und arbeitete in dieser Zeit an seiner Habilitation. Im Juni 2024 legte er die Habilitationsprüfung ab und erhielt die venia legendi für das Fach „Computervisualistik“. Der Titel „Privatdozent“ in Magdeburg bedeutet, dass er neben seinem Job in Stanford auch ein wenig an unserer Fakultät lehren wird. Die Studierenden werden also weiterhin die Möglichkeit haben, ihn kennenzulernen.
Gabriel Mistelbauer ist österreichischer Staatsbürger und in Wien aufgewachsen. Er besuchte die Technische Universität Wien, wo er 2007 seinen BSc in Medieninformatik und Visual Computing, 2010 seinen MSc in Visual Computing und 2013 seinen Doktortitel (in seinem Fall einen „Dr.techn.“) erwarb. Seine Forschung konzentriert sich auf Visual Computing in der Medizin und medizinische Bildverarbeitung, insbesondere auf die Analyse von Gefäßstrukturen.
(Quelle: Links unveröffentlicht von Gabriel Mistelbauer, andere von https://doi.org/10.2312/evm.20231085)
Ein Beispiel für die Art von Bildern, an denen Gabriel Mistelbauer arbeitet, ist oben zu sehen. Es handelt sich um Visualisierungen der menschlichen Aorta, die an einer Dissektion leidet. Er erklärt die Bilder: Die kardiovaskuläre Erkrankung Aortendissektion ist durch die Bildung eines sekundären Strömungskanals gekennzeichnet, der die Aorta in zwei Kanäle (echtes und falsches Lumen) teilt, die durch den dünnen elastischen Dissektionslappen getrennt sind. Es handelt sich dabei um eine schwerwiegende Erkrankung mit einem hohen Risiko von Spätkomplikationen, wie z. B. einer Ruptur der Aorta. Eine umfassende Analyse, an der ein multidisziplinäres Expertenteam beteiligt ist, ist für eine fundierte Diagnose und Behandlung erforderlich. Diese Analyse beginnt in der Regel mit der Segmentierung des echten Lumens (rot) und des falschen Lumens (blau) in Computertomographie-Angiographiedaten durch maschinelles Lernen (linkes Bild). Die mittleren Bilder zeigen einen Ausschnitt der Segmentierung (oben) und die anschließend berechneten Oberflächennetze mit der äußeren Gefäßwand (unten). Anschließend werden numerische Strömungssimulationen durchgeführt und die Ergebnisse mit Raytracing visualisiert (rechtes Bild).
Schon verwirrt? Nehmen Sie an Gabriel Mistelbauer’s Kurs teil und erfahren Sie mehr darüber.
Gabriel Mistelbauer ist nicht nur Informatiker, sondern war in seiner Jugend auch ein erfolgreicher Eiskunstläufer. Von 2000 bis 2005 wechselte er dann zum Eistanz und qualifizierte sich durch eine Reihe von Prüfungen von 2005 bis 2010 zum Trainer für Eiskunstläufer. Bis heute genießt er das Eislaufen als Freizeitbeschäftigung, auch wenn sein derzeitiger Wohnort Kalifornien mehr Möglichkeiten zum Surfen als zum Eislaufen bietet!