20.000 offene Stellen in der ITK-Branche

30.09.2007 -  

   

    * BITKOM-Studie: 63 Prozent der Unternehmen schaffen 2007 neue Jobs
    * Für jede zweite Firma ist der Fachkräftemangel ein großes Problem
    * Maßnahmen in der Bildungs- und Zuwanderungspolitik erforderlich

Berlin, 20. Februar 2007 - Bei IT- und Telekommunikationsunternehmen sind derzeit rund 20.000 offene Stellen zu besetzen. Das ergibt eine Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) zur Arbeitsmarktlage in der ITK-Branche. Demnach planen 63 Prozent der Hightech-Unternehmen, die Zahl ihrer Mitarbeiter im Jahr 2007 zu erhöhen. Weitere 33 Prozent halten die Beschäftigtenzahl stabil. "Viele Technologiefirmen stellen dank der guten Wirtschaftslage wieder ein", sagte BITKOM-Präsident Willi Berchtold bei der Präsentation der Studie. Gefragt sind vor allem Softwareentwickler, IT-Berater und IT-Projektmanager. Rund zwei Drittel der Unternehmen suchen Mitarbeiter mit einschlägigen Kenntnissen. Allerdings hat der Boom auch eine Kehrseite. "Hoch qualifizierte IT-Spezialisten sind Mangelware geworden", sagte Berchtold. Jede zweite ITK-Firma gibt an, dass der Fachkräftemangel ein großes Problem für ihre Geschäftsentwicklung darstellt. 

Basis der Studie ist eine repräsentative Umfrage bei Unternehmen der ITK-Branche, die der BITKOM in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut TechConsult durchgeführt hat. Befragt wurden 279 Geschäftsführer und Personalleiter von Software-Häusern, IT-Dienstleistern, Hardware-Herstellern und Anbietern von Telekommunikationsdiensten. 57 Prozent aller Unternehmen geben an, dass sie Stellen im IT-Bereich gar nicht oder erst erheblich später als geplant besetzen können. Laut Umfrage trifft die angespannte Personalsituation besonders den Mittelstand. In der Gruppe der Firmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern sagen 60 Prozent, dass der Mangel an Fachkräften ein großes oder sehr großes Problem für ihre Geschäftsentwicklung darstellt. "Der Fachkräftemangel bremst das Wachstum der Unternehmen", sagte Berchtold. Es bestehe die Gefahr, dass Know-how ins Ausland abwandert, wenn die Firmen in Deutschland nicht mehr die richtigen Mitarbeiter finden. Nach BITKOM-Schätzung können rund 2.500 der derzeit offenen Stellen auch langfristig nicht besetzt werden.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Hightech-Unternehmen zunehmend Mitarbeiter mit einer hohen Qualifikation einstellen. Zwei Drittel der Befragten suchen ausschließlich Hochschulabsolventen. Nur ein Fünftel bietet Jobs für die Absolventen einer dualen Berufsausbildung. Sehr schwer haben es in Zukunft Quereinsteiger. "Die Zeiten, in denen Autodidakten ohne Ausbildung gute Jobs in der Industrie gefunden haben, sind endgültig vorbei", sagte Berchtold. Wegen der angespannten Personalsituation sehen sich viele Unternehmen bei der Suche nach IT-Spezialisten inzwischen im Ausland um: Ein Viertel beschäftigt bereits ausländische Mitarbeiter, ein Viertel plant dies in naher Zukunft. Rekrutieren die Firmen Experten aus dem Ausland, bekommen sie häufig Probleme mit den deutschen Behörden. Fast zwei Drittel der Firmen klagen über bürokratische Hürden im Zusammenhang mit der Erteilung einer Arbeitserlaubnis.

Um den Fachkräftemangel zu beheben, fordert der BITKOM Maßnahmen in der Bildungs- und Zuwanderungspolitik. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik um ein Viertel auf rund 28.000 im Jahr 2006 eingebrochen. Davon wird nach der aktuellen Abbrecherquote weniger als die Hälfte einen Abschluss in diesem Fach erreichen. "Das Informatikstudium muss attraktiver werden", sagte Berchtold. Die Umstellung der Abschlüsse auf Bachelor und Master sei eine Chance, die Studiengänge zu modernisieren und die Studienzeiten zu verkürzen. Notwendig sei weniger theoretisches Wissen, dafür mehr Praxisbezug und die Vermittlung von branchenspezifischem IT-Know-how. Die Studierenden sollten zudem die Möglichkeit haben, persönliche Fertigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit und Fremdsprachen gezielt zu entwickeln.

Zweiter Ansatzpunkt für die Linderung der akuten Expertenknappheit ist aus Sicht des BITKOM eine Reform des Zuwanderungsgesetzes. Bislang müssen ausländische Fachleute mindestens 84.000 Euro pro Jahr verdienen, wenn sie langfristig in Deutschland bleiben wollen. Unternehmer erhalten eine Niederlassungserlaubnis nur dann, wenn sie mindestens 1 Million Euro investieren und sofort zehn Arbeitplätze schaffen. Berchtold: "Das Zuwanderungsgesetz hat sich als Gesetz zur Verhinderung von Zuwanderung erwiesen." Der BITKOM fordert eine Halbierung der Einkommensgrenze für die Erteilung einer Niederlassungserlaubnis für IT-Spezialisten. Das sei aber nur eine kosmetische Änderung des bestehenden Systems, betonte Berchtold. Wirkungsvoller wäre es, die Auswahl von Zuwanderern nach einem Punktesystem zu regeln, wie es schon vor der Verabschiedung des seit 2005 geltenden Gesetzes in der Diskussion war. Wer Kriterien wie Qualifikation, Sprachkenntnisse und Alter erfüllt und darüber hinaus gute Jobaussichten hat, sollte dauerhaft in Deutschland bleiben können.

Quelle: BITKOM

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